Insemination Zuhause vs. Insemination in der Klinik

von So, Let's Have a Baby

Wir werden oft gefragt, warum wir die Insemination nicht zu Hause durchführen, weil es günstiger und weniger aufwendig sei. In unserem speziellen Fall sieht das aber ein bißchen anders aus. Warum wir die Insemination nicht im eigenen Schlafzimmer durchführen, sondern uns für eine bürokratische und vergleichsweise teuere Prozedur im Ausland entschieden haben.

Die Durchführung der Insemination in der Klinik kostet natürlich. Zum einen Behandlungskosten, zum anderen Fahrtkosten, aber auch Zeit. Trotzdem: Uns gibt die Insemination in der Klinik im niederländischen Arnheim ein besseres Gefühl – mal ganz unabhängig davon, dass wir den Inseminations-Akt noch gar nicht vollzogen haben. Aber wir fühlen uns in der Klinik und bei unserer behandelnden Ärztin wohl und gut aufgehoben. Meine Freundin und ich sind Sicherheitsfanatikerinnen und dementsprechend eher Risikoscheu. Deshalb nehmen wir lieber Geld in die Hand und setzen auf eine sichere (Samen-)Bank.

Alles soll seine Richtigkeit haben

Wir wissen, dass jeder Spendersamen auf Krankheiten und Samenqualität (Anzahl der Spermien und ihre Beweglichkeit) hin überprüft wird. Wir können sicher gehen, dass der Spender, der bei der Samenbank der Klinik registriert ist, nicht irgendein Heiopei ist, der schon der biologische Vater von 300 Kindern ist oder schlimme Krankheiten hat – was man bei einem privat gesuchten Spender aus dem Internet nicht ausschließen kann. Es wird ein Vertrag aufgesetzt und das Kind kann auf jedenfall erfahren, wer der Spender ist, weil Spender und Kind bei einer niederländischen Stiftung registriert und anonyme Samenspenden in den Niederlanden verboten sind. Das finden wir alles gut.

Es ist dort auch möglich mit einem eigenen Spender vorzusprechen (was wir nun gemacht haben), der dann dort seinen Samen abgibt. Auch dann wird das ganze vertraglich festgehalten, der Spender bei der Stiftung registriert und sein Samen auf Krankheiten und Qualität geprüft. Der Samen wird ordentlich gekühlt und aufbewahrt – und lagert nicht in einer Tupperbox in der Tiefkühltruhe, um dann bei Bedarf genutzt zu werden – was, so hörten wir in einer Beratung des LSVD, auch in aller Regel nicht funktioniert, weil man spezielle Kühlbehältnisse benötige und Sperma an sich sehr empfindlich ist.

Unser Bett: Spermafreie Zone

Warum ist es – für uns – komplizierter, die Insemination zu Hause durchzuführen? Erstmal sind wir schon bei den Ovulationstests wahnsinnig aufgeregt und aufgedreht. Wenn wir auch noch mit Sperma hantieren müssten, würden wir das nicht ordentlich auf die Reihe kriegen, glauben wir. Und deshalb wollen wir es lieber „machen lassen“. Sicherlich ist der Akt der Zeugung auf dem Frauenärztinnenstuhl nicht so romantisch wie unter der eigenen Bettdecke, aber ich glaube, dass bei uns beiden in dieser Sache auch auf der eigenen Matraze nicht soviel Romantik aufkommen würde, da wir krampfhaft versuchen würden, alles richtig zu machen. Wie Teenies beim Ersten Mal. Und wer hatte schon ein schönes und erfolgreiches Erstes Mal – erfolgreich im Sinne von völliger Erfüllung und absolutem Wohlbefinden? Natürlich kann so auch ein Kind entstehen, aber ganz ehrlich: Ich will kein Sperma in meinem Bett haben. Ich war zwar vor meiner jetzigen Freundin (vor vielen, vielen Jahren) mit Jungs zusammen, aber schon damals habe ich mich so vor Sperma geekelt, dass mir die Kotze hochstieg. Wirklich war. Insofern: Kein Sperma in unserem Bett!

Auch das Prozedere ohne Klinik finde ich eher schwierig. Mir wäre es unangenehm, einmal im Monat bei unserem Spender anzurufen und ihn darum zu bitten, mal kurz vorbeizukommen und in einen Partybecher zu spritzen. Er hat sein eigenes Leben und soll seines nicht auch noch um die fruchtbaren Tage meiner Freundin herumbauen. Die Variante, wir fahren ein paar mal zusammen nach Holland, er spendet dort bis eine Menge x zusammenkommt und hat dann mit der ganzen Prozedur nichts mehr zu tun, finden wir sehr viel entspannter für alle Beteiligten. Wir sind unserem Spender so unendlich dankbar, dass wir nicht noch mehr von ihm verlangen wollen – unabhängig davon, ob er es tun würde oder nicht. Wir sind so froh, dass wir ihn gefunden haben, dass er das aus Überzeugung und als Geschenk für uns macht – obwohl alle ihm vehement davon abraten.

Nervös vorm Zeugungsakt

Und nochmal zur Romatik, zum Akt der Zeugung: Auch in der Klinik ist es der Partnerin möglich, die Insemination durchzuführen. Das muss nicht unbedingt die Ärztin machen. Ich wollte es von Beginn an machen, um auch an der Zeugung beteiligt zu sein, aber je näher die erste Insemination rückt, desto nervöser werde ich, weil ich alles richtig machen will. Wenn ich nur daran denke, fange ich an zu zittern. Wahrscheinlich heulen wir uns danach die Augen aus oder stehen vollkommen neben uns, weil wir dann erst langsam checken, wie weit wir in unserem persönlichen „Projekt Regenbogenfamilie“ schon sind. Ich werde bestimmt völlig überfordert sein mit all den Gefühlen, die einfach nur rauswollen, und vor Glück und innerer Erregung vor mich hin schluchzen, wie bei einem Disney-Film.